Mythen des fairen Handels

Um das Thema Fairer Handel ranken sich diverse Mythen, die wohl jedem, der sich damit beschäftigt, schon untergekommen sind. Und dem einen oder anderen Mythos „erliegt“ man allzu gerne.

Fair gehandelte Produkte haben oft nur einen geringen oder gar keinen Anteil fairer Rohstoffe!

Einer der Hauptkritikpunkte, die man immer wieder hört ist: Das ist ja gar nicht alles fair, was da drin ist! Das kontrolliert doch keiner wirklich.
Diese Annahme falsch!
Bei Produkten mit dem Fairtrade-Siegel gilt immer: Alle Zutaten, die es aus fairem Handel gibt, müssen auch vollständig fair gehandelt sein. Produkte mit nur einer Zutat, wie Kaffee, Honig oder Reis sind demnach immer zu 100 Prozent fair gehandelt. Diese sog. Monoprodukte machen schon 83% aller fair zertifizierten Lebensmittel aus.
Daneben gibt es die sog. Mischprodukte, die mehr als eine Zutat enthalten, z.B. Kekse, Eiscreme, Müsli. In diesen Fällen sind z.B. der Kakao und der Zucker fair zertifiziert, aber nicht die Milch oder die Eier. Das Endprodukt muss mindestens 20% aus fair gehandelten Zutaten bestehen. Der Anteil der Produkte, die nur zu 20% bis 50% aus fairen Zutaten besteht, beträgt nur ein Prozent. 

Der Irrtum, dass gar nichts fair gehandelt sein muss, was in einem Produkt steckt, liegt oft an dem sogenannten Mengenausgleich – ohne genau zu wissen, was dahintersteckt, wird davon abgeleitet, dass „eh alles zusammengemischt wird“ und keiner mehr weiß, ob das fair ist oder nicht.
Auch das ist falsch! Der Mengenausgleich gilt nur für wenige Produkte und ist notwendig, um vielen Kleinbauern überhaupt eine Teilhabe am fairen Handel zu ermöglichen. Der Konsum der fairen Produkte ist leider immer noch so gering, dass eine Verarbeitung zusammen mit herkömmlichen Produkten teilweise unerlässlich ist, z.B. bei der Herstellung von Orangensaft. Das gilt nur für ganz wenige Produkte.
Tatsache bleibt aber, dass die fairen Zutaten ganz strengen und kontrollierten Vorschriften unterliegen, die auch zu 100% eingehalten werden müssen.

Fairtrade-Produkte sind immer teurer als die konventionellen oder auch Fairtrade-Produkte im Discounter sind weniger fair als die im Weltladen.

Auch das ist beides ein Irrtum!
Es gibt in allen Bereichen mittlerweile vergleichbare Preisangebote. Die Zeiten, als die fairen Artikel alle sehr teuer und ein bisschen exotisch waren, sind mittlerweile vorbei. Es gibt natürlich teure faire Produkte, aber die gibt es schließlich im konventionellen Handel ebenso. Man muss bei den Preisen auch berücksichtigen, dass fair auch in sehr vielen Fällen mit ökologisch hochwertig bzw. Bio-Qualität einhergeht. Hier kann man also auch nicht „Äpfel mit Birnen vergleichen“.
Fairtrade-Produkte sind Fairtrade-Produkte – egal, ob sie im Weltladen oder beim Discounter erworben werden. Die Preise legt einzig und allein der jeweilige Verkäufer fest, nicht Fairtrade oder andere Vertreiber fairer Produkte. Das erklärt die teilweise unterschiedlichen Preise, nicht aber der Inhalt!

Der Kauf von Fairtrade-Produkten löst alle Probleme der Kleinbauern und Arbeiter.

Leider trifft diese Annahme nicht zu!
Fest steht, dass Fairtrade einen großen Anteil daran hat, dass es vielen Bauern und Arbeitern mit ihren Familien deutlich besser geht. Beispielsweise ist es gelungen, massive Abwanderungs-Bewegungen in Peru aufzuhalten und sogar teilweise rückgängig zu machen. Und vieles, vieles mehr ist dem fairen Handel zu verdanken. Aber nicht alle Probleme können dadurch gelöst werden.

Wichtig wäre es, dass der globale Norden schlicht mehr Rücksicht auf den globalen Süden nimmt und deren Entwicklung unterstützt und nicht dagegen arbeitet. Ein Beispiel hierfür ist die Milchproduktion in Afrika (Bagore Bathily aus dem Senegal), die massiv durch den Billig-Handel mit Milchpulver aus dem globalen Norden quasi bekämpft wird. Damit wird das wichtigste Ziel des fairen Handels, die Wertschöpfung im Ursprungsland, verhindert. Man sieht also: ein Wandel im globalen Handel ist unbedingt notwendig, um die Armut dauerhaft zu bekämpfen. Es gibt auch Bewegungen, die eine wirkliche Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika erreichen wollen (Africa-Europe-Foundation) – das macht Hoffnung!

Es gibt noch mehr Mythen, die sich um den fairen Handel ranken.
Eine detaillierte Beschreibung aller Irrtümer und deren Aufklärung können Sie unter Fairtrade-Mythen nachlesen.